Eine nette Begegnung am Airport in Bangkok, das vietnamesische Neujahrsfest, dass Wasserpuppentheater und in den Garküchen mit den Einheimischen
Zum ersten Mal erlebte ich absolute Stille in unserem Resort in Thong Nai Pan… als ich um kurz nach sechs unsere Rucksäcke ins Taxi wuchtete. Wir hatten uns für die erste Fähre am Morgen von Koh Phangan Richtung Surat Thani entschieden, von wo aus wir nach Bangkok flogen und von dort weiter nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams…
Was das Reisen angeht sind wir nun alle schon etwas routinierter und so war das Gedränge und Geschiebe in den Bus, der uns zur Fähre brachte und das Platz suchen im Schiffsbauch viel weniger stressig als sonst.
Mit der Fähre und dem Flieger nach Bangkok
Die Mädels verschränken lässig ihre Beine auf den Sitzen und scrollen gechillt all ihre Hörspiele auf den iPads durch und lassen sich von dem Trubel um sie herum so gar nicht beeindrucken. Somit ist es auch für Steffi und mich einfacher. Mittags erreichten wir den Mini-Flughafen in Surat Thani, der eigentlich nur aus einer etwas größeren Schulsporthalle auf zwei Etagen besteht, trotzdem zu den zehn meist frequentierten Flughäfen Thailands zählt.
Wenn man aber noch fast drei Stunden Wartezeit überbrücken muss, ist dieser Airport ein denkbar ungünstiger Ort.
Zoe und Lilith verbrachten die Zeit damit quer durch die Halle zu rennen und sich immer an einem schlafenden Sicherheit-Beamten vorbei zu schleichen. Lilith lief immer auf Zehenspitzen und mit ausgestrecktem Zeigefinger vor dem Mund an ihm vorbei, um dann laut los zu kichern, sobald er wieder anfing zu schnarchen…
Der Flug mit Thai Lion nach Bangkok war kurz und entspannt, trotz der „Billigflieger-Beinfreiheit“.
Eine nette Bekanntschaft am Airport Bangkok
Unser Anschlussflug nach Hanoi hatte kurzfristig eine halbe Stunde Verspätung und so machten wir in der Wartehalle vor dem Boarding Bekanntschaft mit einer Großfamilie aus Nanning in Südchina. Die komplette Familie mit Opa und Oma war auf Familienurlaub in Thailand und trotz der großen Sprachbarriere, nur die Tochter sprach ein wenig Englisch, war es eine nette und sympathische Begegnung… mit gegenseitigem zunicken und anlächeln.
Vor allem Lilith ist hier bei uns immer in der ersten Reihe. Beide Mädels sind hier in Asien für viele ein Blickfang, mit ihren blonden Haaren. Aber Lilith ist zusätzlich auch noch in solchen Situationen extrem extrovertiert und stellt sich gerne selbst vor: „Hello… I´m Lilith… I´m five.“ und erntet so zusätzliche Aufmerksamkeit. Während Zoe sich in solchen Situationen lieber in Steffi`s Schoß vergräbt… und etwas Aufwärmphase benötigt.
Genau solche Momente sind es, in denen wir merken, wie wertvoll das Reisen ist und wie besonders die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen aus allen Kulturkreisen sind.
Visumfrei in Vietnam?
In Hanoi kamen wir mit über einer Stunde Verspätung an. Zoe und Lilith sind beide auch kurz vor der Landung eingeschlafen, dementsprechend verknautscht waren die beiden beim Warten vor dem Zoll, während ich irgendwie kurz einen Anflug von Verunsicherung hatte, ob ich mit dem 15 Tage visumfrei für deutsche Staatsbürger alles richtig verstanden hatte. Ich hatte das nur vor ein paar Wochen kurz gegoogelt und dann als „abgehakt“ gedanklich abgelegt… war mir jetzt aber nicht mehr so ganz sicher, da hinter uns zwei Leute standen mit irgendwelchen ausgefüllten Dokumenten eingeklemmt in einen deutschen Reispass.
Endlich waren wir an der Reihe… wie immer gingen wir geschlossen zu Viert an den Schalter… umgehend pfiff der vietnamesische Zoll-Beamte Steffi und die Kids zurück hinter die Wartelinie… schwitzend reichte ich ihm unsere Reisepässe und er fragte mich: „No Visa?“, während er abwechselnd im Pass herumblätterte und mich ansah. Ich antwortete: „Ähm, ähhh… No!?!“ Mit zusammengekniffenen Lippen und nickend stempelte er nach einander unsere Reisepässe und damit konnten wir alle den Zoll passieren.
Während Steffi Millionen von vietnamesische Dong abhob und eine SIM-Karte kaufte, suchte ich mit den Kids nach unserem Taxifahrer, der vor dem Terminal warten sollte. Steffi hatte zum ersten Mal ein Taxi übers Internet gebucht. Tatsächlich standen hier gefühlt hunderte Menschen mit hochgehaltenen Schildern herum, auf denen Namen in allen möglichen Schriften standen. Zoe und Lilith fanden schließlich aber auch unseren Fahrer mit dem Schild: „Steffanie Hasel“ 🙂
Das vietnamesische Neujahrsfest
Vom Flughafen bis zu unserem Appartement waren es nochmal fast fünfzig Minuten. Die Uhr zeigte schon kurz nach Mitternacht, als wir im Taxi saßen. Auch die Stadt wirkte am Anfang wie ausgestorben. Deshalb dachten wir uns auch: „Oh das liegt wohl am Tet – Fest, das in zwei Tage ist“
Das vietnamesische Neujahrsfest – Tết Nguyên Đán -, heißt übersetzt Der Tag des ersten Morgens, kurz nur „Tet“ genannt.
Doch auf einmal waren die noch eben menschenleeren Straßen voll, wie beim Karneval der Kulturen in Berlin und wir waren quasi umzingelt von Rollern, die meterhoch beladen waren mit Blumenschmuck. Menschen tummelten sich mitten auf der Straße, Autos hupten um die Wette und zwischendrin schlängelten sich Motorroller in einem Tempo, das einem manchmal der Atem stockte. Wir fuhren gerade durch den größten Blumenmarkt Hanois, der zwei Tage vor dem großen Fest natürlich Hochkonjunktur hatte. Und alle ihren letzten Erledigungen machten und sich mit Blumendeko eindeckten.
Unsere Unterkunft und die erste Pho in Hanoi
Um kurz nach halb eins erreichten wir die Hàng Đậu Số 53. Der unscheinbare Eingang zu unserem Apartment lag direkt neben einem Zierfisch-Geschäft. Zuerst zwängt man sich durch den schmalen Gang in einen dunklen Hinterhof um dann eine steile Treppe zum Apartment hochzusteigen.
Nach einer mittelmäßigen Pho Bo von einer der kleinen Garküchen in unserer Straße fielen wir alle hundemüde ins Bett.
Am nächsten Morgen wurden wir von dem knatternden Geräusch der unzähligen Motorroller geweckt, die im Sekundentakt an unserem Fenster vorbei rauschten. Da man hier weder Zebrastreifen noch rote Ampeln als Haltegrund akzeptiert, wird hier der Verkehrsfluss, wenn man ihn denn so nennen kann :-), nie unterbrochen.
Zoe war am Tag davor schon etwas angeschlagen und war nun an an diesem Morgen richtig krank, auch Lilith war mal wieder nicht dazu zu bringen, sich vor die Tür zu bewegen und die Stadt zu entdecken. Also marschierte Steffi los und holte uns erstmal ein herzhaftes Frühstück…
Hanoi erkunden
Den Nachmittag verbrachte ich mit den Girls im Appartement und Steffi erforschte die Umgebung rund um den Hoan-Kiem-See, der die Altstadt von Hanoi und das französische Viertel trennt. Sie kam extrem aufgedreht wieder und schwärmte von der Lebendigkeit der Stadt und den Gedränge in den kleinen Gassen, die sich Autos, Motoroller und Fußgänger gleichzeitig teilen. Eigentlich ist die 7,5 Millionen Stadt während des Tết-Festes fast leer, da alle zu Ihren Familien fahren. Aber selbst die „übrig gebliebenen“ Einwohner machten die Stadt immer noch zu einer wuseligen, lauten und positiv chaotischen Metropole, in der die Vorbereitungen für das Fest auf Hochtouren liefen.
Die Vorbereitungen für das Tet-Fest
Die Vorbereitungen für das Tet-Fest, dem wichtigsten Ereignis des Jahres, spielen eine sehr große Rolle. Man hat umso mehr Glück im neuen Jahr, desto besser das Fest vorbereitet wurde.
Ganz wichtig dabei sind die zu erledigenden Einkäufe, zum Fest gibt es Unmengen an Süßigkeiten und alle bekommen davor neue Kleider. Außerdem gibt es die lange Tradition den Kindern und den Ältesten „glückliches Geld“ in roten Umschlägen zusammen mit Neujahrswünschen zu geben. Meist sind die Umschläge mit dem Tierkreiszeichen des Jahres verziert… dieses Jahr ist es das Schwein… was Wohlstand und Reichtum verspricht. Daher taucht das Schwein auf in allen Formen im Stadtbild auf. Auch sieht man vor und nach dem Fest vielen Menschen auf der Straße sogenanntes „Joss Papier“ verbrennen, um den Vorfahren Opfer zu bringen. Damit diese wissen, dass Ihre Kinder und Familien sich noch an sie erinnern.
Das Haus wird aufgeräumt und geputzt, um das Unglück und alles Schlechte aus dem letze Jahr zu beseitigen und alles wird festlich mit Blumen geschmückt, hier gibt es Unterschiede je nach Region. Meinst sind es Kumquat-Bäume, Aprikosen- oder Pfirsichblüten. Traditionell isst man zum Set-Fest Trockenobst und Chung-Kuchen, Schweinefleisch mit Klebereis und gemahlener Mungobohne in Dong-Blättern. Die Wickel werden dann bis zu 12 Stunden gekocht. Ebenso gibt es die frittierten vietnamesischen Frühlingsrollen, die optisch großen Goldtücken ähneln sollen. Als Symbol für Wohlstand und finanziellen Erfolg im kommenden Jahr.
Am Tag des Festes und dem darauffolgenden Tag waren die Straßen „fast“ menschenleer, zumindest für Hanoi-Verhältnisse und die meiste Geschäfte geschlossen. Alle Vietnamesen waren ganz schick angezogen, vor allem die Frauen und Mädchen in Ihren hübschen traditionellen bunten Kleidern.
Wir schlenderten durch die Straßen des Altstadt-Viertels und aßen an einer der offenen Garküchen eine der vietnamesischen Spezialitäten Bún cha.
Stadttour mit einem Fahrrad-Rikscha und BBQ mit den Einheimischen
Eigentlich wollten wir noch zur bekannten Gleis-Straße und zum Wasser-Puppen Theater, aber Zoe und Lilith wollten sich vor lauter Krämpfen und schmerzenden Füßen ( o-Ton Lilith & Zoe ) nicht mehr weiter bewegen. Also ließen wir uns von einem der vielen Fahrrad-Rikschas überreden und fuhren zum Wasser Puppen Theater, um Tickets für den morgigen Tag zu kaufen.
Die ursprünglich vereinbarte Preis war am Ende auf einmal, aus unerfindlichen Gründen das dreifache, was der Fahrer auch vehement einforderte. Am Ende einigten wir uns auf die Hälfte. Später als wir uns auf den Heimweg machten füllten sich die kleinen Gassen der Altstadt.
Abends gesellten wir uns noch unter einer Eisenbahnbrücke zu den Einheimischen unseres Viertels und versuchten das hier typische BBQ. Wobei dies nur eine Aluschale über einer Brennpaste ist und von grillen keine Rede sein kann. Aber wir liebten die scharfen Dips und Marinaden, sowie die frischen Salate und Kräuter. Das Ganze wird hier immer als großes Happening veranstaltet mit viel Bier und guter Stimmung… außerdem lieben Zoe und Lilith es endlich mal ohne Besteck zu essen.
Was uns noch auffiel war, dass es in Hanoi nicht verschiedene Geschäfte verteilt über die Stadt gibt, sondern immer ein Ballungszentrum oder eine spezielle Straße für dies oder das… so gibt es zum Beispiel einen Straßenzug in dem es nur Läden mit Spielzeug gibt, zur Freude von Zoe und Lilith. Oder eine Straße in der nur Süßigkeiten verkauft werden oder nur Klebeband oder nur Baby-Zubehör.
Lotus Water Puppet Theatre
Im Lotus Water Puppet Theatre durften wir eine Vorführung besuchen. Das Wasserpuppentheater gibt es nur in Vietnam. Die Bühne besteht aus einem großen Wasserbecken auf dem die Figuren, welche aus dem Feigenbaum geschnitzt sind, schwimmen. Das ganze wird von einem Orchester begleitet. Die Stimmen leihen die Akteure im Hintergrund den Puppen. Dargestellt werden Szenen aus dem Landleben oder mystische Tänze. Zu sehen sind immer die drei heiligen Tiere, Quilin das chinesische Einhorn, Long der Drache und die Schildkröte. Wir hatten Plätze in der ersten Reihe, was auch ganz gut war, da die Mädels schon ziemlich müde waren und so sich auch mal halb liegend auf die Sitze lümmeln konnten. Trotz der vietnamesischen Sprache sahen beide während der kompletten Aufführung gespannt auch die Bühne und hatten viel Spaß.
Stadtrundfahrt mit dem Doppeldeckerbus durch Hanoi
An unserem letzten Tag mussten wir etwas Zeit überbrücken, da unser Nachtzug nach Sapa, im Norden Vietnams, erst spät Abends los fuhr.
Also schlenderten wir nochmals durch die Straßen Hanois… aßen Bao Buns, gedämpfte und gefüllte Brötchen… tranken vietnamesischen Kaffee mit „frozen Coconutmilk“… und aßen einen extrem leckeren Papaya Salat mit getrockneten Rindfleisch und Erdnüssen.
Später machten wir noch einen kleine Stadtrundfahrt mit einem der typisch tourimäßigen offenen Doppeldeckerbussen. Eigentlich nicht gerade unser Style eine Stadt zu erkunden, aber schon in Kapstadt machten wir mit unseren extrem lauffaulen Kids gute Erfahrungen damit und bekamen so doch zumindest einen kleinen Eindruck der Stadt.
Damit ging unser erster Stop in Hanoi zu Ende… Das chaotische Gewusel in den engen Gassen der Altstadt, die Garküchen an jeder Straßenecke mit den typischen Plastikstühlen die wie Puppenmöbel wirken, die großen Kolonialvillen im französischen Viertel, aber eben auch der viele Schmutz und Müll, die schlechte Luft, der Lärm und der tägliche Wahnsinn mit dem Verkehr lassen einen definitiv nicht unbeeindruckt zurück. Jetzt freuen wir uns aber auf die Ruhe im Norden des Landes…