Einen Tag vor Heiligabend trafen wir uns dann zum ersten Mal mit anderen weltreisenden Familien zum Plätzchen backen im „Multi-House“ in Chaloklum im Norden der Insel. Auf Koh Phanghan treffen sich seit einigen Jahren viele deutsche „alternative“ Familien zum Überwintern, die das Hamsterrad Deutschland für kurze Zeit verlassen haben oder auch schon seit einigen Jahren auf Reisen sind. Es war eine wirklich bunt gemischte Gruppe und der Austausch hier war wirklich spannend und interessant. Seit langer Zeit trafen Zoe und Lilith hier mal wieder auf gleichaltrige deutschsprachige Spielkameraden und das genossen sie sehr.
Plätzchen backen
Den Kontakt intensivierten wir gleich weiter am 1. Weihnachtsfeiertag. Bei einem gemeinschaftlichen Weihnachtsessen mit all diesen lieben und spannenden Familien kam dann doch etwas weihnachtliche Stimmung hier in den Tropen auf. Ich kochte zusammen mit Toni, auch ein Koch der mit seiner Frau Mirijam und ihrer Tochter auf Reisen ist, ein kleines Weihnachtsmenü. Ganz klassisch mit Rotkraut, Spätzle und Ente, was bei diesen Temperaturen und dem Blick auf den Strand irgendwie doch etwas skurril wirkte. Wir merkten nach diesen zwei gemeinsamen Tagen, wie wichtig doch der Kontakt außerhalb unserer kleinen Familie für uns alle ist. Die Mädels fanden hier nun Ihre eigenen Kontakte und konnte endlich mal unabhängig voneinander Zeit verbringen. So sehr sie sich auf dieser Reise brauchen und auch immer mehr miteinander verbunden werden, um so mehr ist es nun nach drei Monaten an der Zeit etwas Abstand voneinander zu haben. Für uns beide Erwachsenen ist der Austausch mit Gleichgesinnten momentan extrem wichtig. Die Fragen : „Wie geht es nächste Jahr weiter? „Was haben wir für Möglichkeiten?“ poppen doch immer wieder mal im Kopf auf.
Die Zeit mit Menschen zu verbringen, die ortsunabhängig arbeiten und mit Familie durch die Welt reisen, inspiriert uns sehr und bringt unsere Gedanken und eigenen Ideen zum sprudeln. Denn eins haben wir jetzt schon gemerkt: Das Reisen und das damit verbundene freie Leben gefällt uns sehr und wieso kann das nicht noch eine Weile so weiter gehen…
Heiligabend auf Koh Phangan
Der Heiligabend verlief dieses Jahr ganz anders wie gewohnt. Das führte am vormittag auch zu Tränen und Heimweh. Unser alljährliches Weihnachtsfest bei Oma und Opa in Karlsruhe wurden von Zoe sehr vermisst. Für Sie ist es sehr schwierig sich auf neue Situationen einzustellen. Dass wir dann ab nachmittags den Weihnachtsabend bei Dave verbrachten, einem langjährigen Freund, der am 24.12 Geburtstag hat, machte es erstmal nicht einfacher. Es fehlte ihr einfach der „geregelte“ Ablauf mit Krippenspiel, Bescherung und einem Abend mit vertrauten Menschen. Im Laufe des Nachmittags entspannte sie sich aber. Durch das gemeinschaftlich Vorbereiten des Essen für die Gäste zusammen mit Dave und drei Freunden entstand eine familiäre Atmosphäre. Außerdem genossen die Mädels es natürlich sehr an Weihnachten im hauseigenen Dachterrassen-Pool zu planschen. Hier machten wir auch wieder Bekanntschaft mit vielen interessanten und extrem unterschiedlichen Menschen. Die meisten von Ihnen leben mittlerweile, genauso wie Dave, fest hier auf der Insel. Diese Unterhaltungen hinterlassen ein motivierendes Gefühl – ja man kann ausbrechen wenn man will und es ist auch einfacher als gedacht …
Abends angekommen im Bungalow machten wir unsere kleine Familie- Bescherung. Und im Tagesresümee war der Tag dann doch für alle ganz schön – auch wenn es die so sehnlich gewünschten Meerjungfrauflossen nicht bis nach Koh Phanghan geschafft haben.
Visa Run
Am nächsten Tag mussten wir nach Koh Samui zum Immigration Office unser Visum verlängern. Da unsere Fähre schon um 07.30 Uhr ablegte mussten wir ziemlich früh los, weshalb die Stimmung bei den Kids nicht allzu gut war.
Wir schafften es zwar pünktlich zum Hafen, doch dann hatte die Fähre fast eine Stunde Verspätung und war auch noch brechend voll. Mit den Kids am Bein hängend… „Papa krieg ich bitte wieder diese Bonbons auf der Fähre?“… „Papa, Mama, bitte krieg ich ein Eis?“… „Papa meine Füße tun mir so weh, ich kann nicht mehr stehen…“… warteten wir in der prallen Sonne bis wir auf die Fähre durften.
Angekommen auf Koh Samui machten wir auch mit den hiesigen Taxifahrern Bekanntschaft. Irgendwie sind bei allen Taxen hier die Taxameter defekt und alle fahren nur für Pauschalpreise… komisch. Unser Taxifahrer machte sich gar nicht erst die Mühe, er sagte einfach er habe keines… aber unter seiner Mütze auf dem Armaturenbrett blitze der Taxameter-Aufbau hervor. Ich überlegte kurz… dachte mir dann aber… ach komm scheiss drauf… so viel Dreistheit ist schon wieder cool. Und so vereinbarten wir einen Festpreis.
Immigration Office auf Koh Samui
Angekommen im Immigration Office waren wir natürlich nicht die einzigen, die früh da sein wollten. Also schnappten wir uns die Formulare und setzten uns ins angrenzende Cafe. Ich versuchte etwas unbeholfen auf die klitzekleinen Felder die unendlich lange thailändische Adresse unserer Unterkunft einzutragen. Erschwerend hatte der Tisch keine durchgehende Tischplatte sondern zwischen den Holzbrettern kleine Zwischenräume, weshalb der Kugelschreiber auch noch das Formular durchlöcherte. Parallel fragte Zoe in Dauerschleife: „Papa kann ich meinen Namen schreiben… Papa bitte… kann ich schreiben!“… „Nein Zoe, ich mache das jetzt, wir müssen uns beeilen!“… „Papa bitte kann ich mein Geburtstag rein schreiben…“ Kopf schütteln… „Oh man Du bist so gemein, Papa!“… „Lilith Vorsicht die Wasserflasche! Die Reisepässe… Leute! Steffi bitte, nimm mal kurz die Kinder!“
Am Eingang prangten mehrere Verbotsschilder und wiesen darauf hin, angemessene Kleidung zu tragen, keine Fotos zu machen, keine Hunde mitzuführen und nicht zu essen. Als dann Zoe ihr zermanschtes Toastbrot noch über den halben Tisch im Eingangsbereich schmierte… riss mein Geduldsfaden dann doch.
Eigentlich sollte man in dieser paradiesischen Umgebung und auf Weltreise tiefen entspannt sein, aber an manchen Tagen in der Mittagshitze ist das Nervenkostüm doch etwas dünner.