Unsere Zeit auf Bali

Der Duft von Räucherstäbchen, liebevoll dekorierte Tempel und Frauen in bunten Sarongs, die jeden Morgen und Abend in einer hingebungsvollen Art die keinen Opfergaben-Schälchen an den Straßenrändern verteilen. Dazwischen knatternden Motorroller, kleine fahrende Suppenküchen, streunende Hunde und spielende Kinder.

So würde ich die Stimmung in den Straßen rund um unsere Unterkunft am Stadtrand von Ubud beschreiben, dem kulturellen Mekka Balis. Dem Ort, an dem wir auf unserer bisherigen Reise mit Abstand die längste Zeit verbracht haben. Hier lebten wir in Gemeinschaft mit befreundeten Familien für fast ein halbes Jahr.

Lange war es hier auf unserem Reiseblog ruhig, da wir intensiv an unserer neuen veganen Online Plattform einfachvegan.de, sowie einigen anderen Projekten gearbeitet haben. Doch genau deshalb hatten wir hier auf Bali auch so etwas, wie einen richtigen Alltag. Die Kinder besuchten hier im Ort eine Montessori Schule, mit einer österreichischen und einer balinesischen Lehrerin. 

Alleine deshalb schlich sich schnell wieder eine Art von Routine in unseren Familienalltag ein. Der aber nicht anstrengend und einengend war, sondern unserem entspannten und freien Leben eine Art Rahmen gab.

Wir sind jeden Morgen zur Gemüsefrau in unserer Straße gelaufen und haben uns mit tropischen Früchten für das Frühstück eingedeckt. Verbrachten unsere Arbeitstage bei uns an der Villa im Garten oder in einem der vielen Cafés in und um Ubud. Die Kinder spielten für sich oder gemeinsam mit den balinesischen Kindern in den benachbarten Höfen, balancierten über die Reisterrassen, planschten im Pool oder bestaunen die vielen bunten Drachen am Himmel.  

Ubud – das kulturelle Zentrum Balis

Ubud ist eine kleine Stadt im Süden der Insel, sie liegt in mitten eines dichten Dschungels und ist umgeben von unzähligen Reisterrassen. Doch dies ist einem oft gar nicht so bewusst, wenn man mit dem Roller durch die trubeligen Straßen mit den vielen Cafés und Straßenständen fährt. Außerdem ist Ubud das Zentrum für die westliche Yoga-Szene auf Bali, aber auch das kulturelle Zentrum der Balinesen. Mit seinen unzähligen liebevoll dekorierten Tempeln und den vielen künstlerischen Plätzen für Malerei, Textilhandwerk und die berühmten traditionellen Holzschnitzereien. Selbst einfache Bauern schaffen hier wunderbare Kunstwerke. Das liegt daran, dass es in Bali nie den Künstler an sich gegeben hat, sondern man arbeitete am Tempel, machte Musik oder führte die Zeremonien durch.

Egal wie oft wir durch Ubud gefahren sind, jedes Mal entdeckten wir neue tolle und aufregende Orte in den kleinen Gassen rund um die Hauptstrassen. Ubud war einfach die perfekte Base für unseren sechsmonatigen Aufenthalt in Bali.

Als die Corona-Pandemie auch auf Bali seine Spuren hinterließ, wurde die Insel von einem Tag auf den anderen schlagartig leerer. Die vorher zu fast jeder Tageszeit überfüllten Straßen waren jetzt gefühlt komplett frei und die vollbesetzten Cafes fast menschenleer. War es am Anfang noch etwas ungewohnt und eher unheimlich, gewöhnten wir uns recht schnell daran fast ausschließlich unter Einheimischen zu sein.

Der balinesische Feiertag – Galungan 

Das Leben eines Balinesen wird von einer Vielzahl von Feiertagen und Zeremonien bestimmt. Doch Ende Februar war der wichtigste Feiertag auf Bali – Galungan. Es ist der Jahrestag der Schöpfung der Welt und wird nach dem balinesischen Pawukon-Kalender alle 210 Tage gefeiert. Es ist der Beginn eines 10tägigen ausschweifenden Festes und endet mit dem Kuningan-Tag. Die Balinesen glauben, dass die Welt von Sang Hyang Widi, dem höchsten Gott, erschaffen wurde. Am Jahrestag der Schöpfung der Welt kehrt er mit seinen Nebengöttern und Ahnen auf die Erde zurück und besucht dort die Tempel. Da bleibt er dann bis Kuningan. Aber schon die Woche davor wurde vorbereitet und überall Dekoration gebastelt. Am ersten Tag des zehntägigen Festes waren dann alle nur im Sarong und Kabaya auf der Strasse. Eine wirklich imposante und spirituelle Stimmung lag über unserem kleinen Dorf außerhalb Ubuds.

Passend zu diesem großen Fest wurden alle Kids der Gemeinschaft von unserer balinesischen Vermieterin und Ihrer Schwester festlich mit traditionellen Gewändern eingekleidet. 

Leider fanden bedingt durch die Corona-Maßnahmen die großen Feierlichkeiten zum Nyepi nicht statt. Nyepi ist der balinesische „Tag der Stille“, des Fastens und der Meditation. Er ist der höchste hinduistische Feiertag in Bali und ein allgemeiner Feiertag in ganz Indonesien.

Die balinesische Kultur

Es gibt wohl nur wenige Orte, die auf solch einem kleinen Raum so eine vielfältige Kultur zu bieten haben wie Bali. Das vermischen aus Hinduismus und alten Glaubensformen erzeugt diese spezielle sehr spirituelle Stimmung hier auf der Insel. Gepaart mit den westlichen Einflüssen aus Europa machen Bali zu einem wirklich magischen Ort.

Außerhalb touristischen Zentren findet man in den Seitenstraßen und dörflichen Straßenzügen noch das alte balinesische Leben. Kleine eigene Systeme aus Tempeln und heiligen Stätten. Die auch heute noch, wie vor tausenden von Jahren genutzt und gepflegt werden. Die vielen kleinen unzähligen Tempel der Insel sind meist sehr aufwendig und liebevoll ausgearbeitet. Kleine Haustempel, auch in Häusern eher armer Familien bis zu den Dorftempel oder den großen Heiligtümern.

Musik und Tanz sind fester Bestandteil nicht nur der Zeremonien, sondern des gesamten Lebens. Man wird fast zwangsläufig Zeuge von Tanz- und Theatervorführungen oder dem Spiel eines traditionellen Gamelanorchesters.

Kleinere Ausflüge zu den Reisterrassen, zum Mount Batur oder ans Meer

Wir lebten hier in einer kleinen Gemeinschaft mit anderen Familien, was den Alltag bedeutend erleichterte, da die Kinder immer Spielkameraden hatten und sich oft den ganzen Tag alleine beschäftigten. Zusammen machten wir auch einigen Ausflüge… So waren wir an verschiedenen Stränden entlang der Süd-Westküste oder bei den berühmten Tegallalang Reisterassen etwas außerhalb von Ubud. Oder an versteckten idyllischen Wasserfällen und dem mächtigen Vulkan, dem Mount Batur. Dessen beeindruckende Lava-Landschaft, vom Ausbruch im Jahr 1963, wie eine surreale Landschaft aus einer anderen zeit wirkt. Gleichzeitig aber ein riesiger Abenteuerspielplatz für die Kinder war.

Nach fast sechs Monaten ist unsere Zeit in Bali nun bald zu Ende… noch nie während unserer gesamten Reise waren wir länger an einem Ort als hier. Es fühlte sich schon fast wie ein richtiges zu Hause an. Die immer lächelnden und freundlichen Balinesen, der Duft der Räucherstäbchen, die frei laufenden Hunde, die schönen Tempel und die bunten Drachen am Himmel… all das werden wir wirklich sehr vermissen. Bis bald Bali !

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